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Die 5 Koshas erklärt: Körperhüllen im Yoga

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Die 5 Koshas erklärt: Körperhüllen im Yoga

Stell dir vor, du stehst alleine vor einem Publikum auf einer gut beleuchteten Bühne und bereitest dich auf deine Rede vor. Das gedämpfte Murmeln einer erwartungsvollen Menge erfüllt den Raum. Plötzlich passieren verschiedene Prozesse in dir – eine Wechselwirkung auf körperlicher und geistiger Ebene. Dein Atem wird schneller, dein Puls steigt, du verspürst Zweifel, Vorfreude und tiefes Bewusstsein zugleich. Ganz ähnlich wie unsere Auffassung der Vielschichtigkeit des Menschen ist, spricht man im Yoga von Koshas. Sie ermöglichen uns ein tiefes Verständnis für unser eigenes Wesen. Wenn wir diese Schichten erkunden und harmonisieren, können wir unser Wohlbefinden steigern und unsere Lebensfreude fördern. 

Was sind Koshas überhaupt?

In der yogischen Lehre spricht man von den fünf Koshas (Sanskrit: panchakoshas = “die fünf Hüllen”). Sie repräsentieren verschiedene Aspekte unseres Selbst, angefangen bei der äußersten physischen Hülle bis hin zur innersten spirituellen Essenz. Das Besondere daran ist, dass jede “Hülle” oder “Schicht” eine einzigartige Dimension unseres Seins repräsentiert. Sie sind miteinander verbunden und stehen in ständiger Wechselwirkung zueinander.

Die 5 Koshas im Detail:

fünf koshas
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Annamaya Kosha: Die physische Hülle

Die äußerste Schicht unseres Seins, Annamaya Kosha, wird auch als “die aus Nahrung gemachte Hülle” bezeichnet. Sie bildet den physischen Körper (Sthula Sharira) und speist sich aus Nahrung, Wasser und Luft – den groben Formen von Lebensenergie (Prana). Es ist der Ort, an dem unsere Seele (Atman) wohnt.

Wie du deine Annamaya Kosha stärken kannst

Setze auf sattvige Nahrung: Lebensmittel, die rein, frisch und voller Energie sind. Dazu gehören frisches Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Nüsse und Samen. Vermeide verarbeitete Lebensmittel und unnötige Chemikalien. Mehr dazu erfährst du in dem Beitrag zur Yogischen Ernährung.

Achtsames Essen: Nimm dir Zeit, um bewusst zu essen. Kau deine Nahrung gründlich und genieße jeden Bissen. 

Trinkwasser: Halte deinen Körper hydriert. In der Ayurveda-Lehre wird auch warmes Wasser mit Ingwer empfohlen, um die Verdauung zu unterstützen.

Erholung: Achte auf ausreichend Schlaf und Erholung, um deinen Körper zu regenerieren.

Mit den Asanas im Yoga stärkst du den physischen Körper und förderst gleichzeitig die Flexibilität. Besonders hilfreich können der Berg (Tadasana) und der Baum (Vrikshasana) sein.

Pranamaya Kosha: Die energetische Hülle

Pranamaya Kosha ist auch bekannt als Energiekörper oder Vitalkörper. Diese Schicht bildet zusammen mit Annamaya Kosha die Grundstruktur unseres Menschseins. In dieser Schicht geschieht alles, was unseren Körper energetisch am Laufen hält: unser Kreislauf, die Atmung, die hormonellen Prozesse, die Temperaturregelung etc. Unsere Chakras (Energiezentren) und Nadis (Energiekanäle) befinden sich ebenfalls im Pranamaya Kosha. Das Annamaya Kosha wird von Pranamaya Kosha mit vitaler Energie versorgt und am Leben erhalten.

Im Yoga unterscheiden wir fünf Haupt-Pranas:

  1. Prana: Verantwortlich für das Atmungssystem und die Einatmung von Lebensenergie.
  2. Samana: Zuständig für die Verdauungsprozesse und den Stoffwechsel im Körper.
  3. Apana: Reinigungsdienst des Körpers und verantwortlich für das Ausscheidungssystem 
  4. Udana: Zuständig für das Bewegungssystem und unterstützt die Aufrechterhaltung der Körperhaltung.
  5. Vyana: Verantwortlich für das Transportsystem und die reibungslose Verteilung von Energie im gesamten Körper. 

Gut zu wissen: Pranamaya Kosha ist eng mit unserem physischen Wohlbefinden verbunden. Wenn die energetische Hülle aus dem Gleichgewicht gelangt, fühlen wir uns schnell mal energielos, und unsere Körperfunktionen können gestört sein.

Wie du deine Pranamaya Kosha stärkst

Mit Atemübungen (Pranayama) hast du die Möglichkeit, dein Prana zu aktivieren und zu lenken. 

Wechselatmung (Nadi Shodhana): Du atmest abwechselnd durch jedes Nasenloch ein und aus, während du dabei innerlich zählst. Wir empfehlen dir, sie täglich 5 bis 10 Minuten zu praktizieren.

Vorteile: Diese Übung beruhigt den Geist und gleicht die Energie im Körper aus. 

Feueratmung (Kapalabhati): Atme schnell und rhythmisch durch die Nase aus, während du den Bauch einziehst. Dann entspannt wieder einatmen. 

Vorteile: Hat einen reinigenden Effekt auf deinen Körper.

Tiefe Bauchatmung: Nimm eine angenehme Position ein, lege eine Hand auf deinen Bauch und die andere auf die Brust. Atme so tief ein, dass sich dein Bauch ausdehnt und langsam wieder aus. 

Vorteile: Hilft dir, frische Energie (Prana) aufzunehmen und Stress abzubauen.

Wie du Prana im Alltag bewusst nutzen kannst:

Bewusstes Atmen: Nimm dir Momente, um tief und bewusst zu atmen. Das füllt deine Zellen mit frischem Prana.

Tiefe Bauchatmung: Atme in den Bauch statt in die Brust. Das vertieft deine Atmung und erhöht das Prana.

Unterbewusste Flachatmung erkennen und vermeiden: Beobachte deine Atmung so oft wie möglich am Tag. Achte dabei darauf, dass du bewusste, langsame und tiefe Atemzüge nimmst. Die regelmäßige Praxis von Pranayamas kann dir hierbei helfen.

Manomaya Kosha: Die geistige Hülle

Gedanken, Gefühle, Erinnerungen, Träume, Verstand – also der mentale Teil unseres Seins wird von Manomaya Kosha gesteuert. Sie beeinflusst, wie wir die Welt wahrnehmen, wie wir auf Ereignisse reagieren und wie wir uns selbst sehen.

Sie wird untergliedert in:

  • Manas (Denken und Fühlen)
  • Chitta (Unterbewusstsein)
  • Jnana Indriyas (Sinneswahrnehmungen) 
Wie du deine Manoyama Kosha stärkst

Meditation: Unser Äffchen im Kopf sitzt in der Manomaya Kosha. Durch Meditation kannst du deinen unkontrollierten Geist, der ständig kommentiert, bewertet und sich ablenken lässt, beruhigen.

Vorteile: Wenn du Meditation in deinen Alltag einfließen lässt, stellst du eine tiefere Verbindung zu deinen inneren Empfindungen her, erkennst negative Denkmuster und kannst sie transformieren.

Schaffe bewusste Momente in deinem Alltag: Ein Spaziergang in der Natur, das Führen eines Tagebuchs oder die Reduktion deiner Bildschirmzeit können dir helfen, schnell und einfach mehr geistige Klarheit zu entwickeln.

Vijnanamaya Kosha: Die intuitive Hülle

Intuition – was verbirgt sich dahinter? Die Vijnanamaya Kosha ist unsere intuitive Hülle, die für innere Weisheit verantwortlich ist. Hier manifestiert sich unser Verständnis für die Welt um uns herum. Wenn du Momente hattest, in denen du intuitiv wusstest, was richtig für dich ist, war das der Vijnanamaya Kosha, der sprach.

Die vierte “aus Erkenntnis bestehende Hülle” hat zwei Bestandteile:

  • Buddhi (Intellekt)
  • Ahamkara (Ego)
Wie du deine Vijnanamaya Kosha stärkst
  1. Selbstreflexion: Stelle dir regelmäßig Fragen über dein Leben, wie: “Was sind meine wahren Werte?”, “Was sind meine Ziele und Träume?” oder “Welche Muster und Glaubenssätze beeinflussen mein Denken und Handeln?”
  2. Reflexionsfragen: Nutze Fragen, um dich selbst besser kennenzulernen, wie: “Wer bin ich?”, “Was will ich wirklich?” oder “Was bedeutet Glück für mich?” 
  3. Hinterfragen: Beginne, deine Gedanken und Überzeugungen zu hinterfragen. Oft übernehmen wir unbewusst Vorstellungen und Meinungen von anderen. Aber passen sie auch wirklich zu dir?
  4. Sinnsuche: Gibt es etwas, was dich wirklich erfüllt? Welchen Beitrag möchtest du zur Welt leisten?
  5. Meditation: Die Meditation ist ein Schlüssel, um den Vijnanamaya Kosha zu stärken. In der Stille deines Geistes kannst du tiefere Einsichten gewinnen und lernen, auf deine innere Stimme zu hören.

Erkenne deine innere Stimme:

Die innere Stimme spricht leise zu dir. Sie wird sich niemals aufdrängen. Um sie bewusst wahrzunehmen, musst du das Ego vom wahren Selbst unterscheidenDas Ego ist oft laut und von Ängsten und Begrenzungen geprägt. Die innere Stimme hingegen spricht von Liebe, Weisheit und innerem Frieden. Bleib geduldig mit dir selbst – die Reise der Selbsterkenntnis braucht Zeit und Übung.

Anandamaya Kosha: Die spirituelle Hülle

Die tiefste, fünfte Schicht unseres Seins ist unsere “aus Glückseligkeit bestehende Hülle”. Diese Schicht ist der Quellpunkt von Freude, Glückseligkeit und innerem Frieden und bringt uns unserer Seele am nächsten.

Wie du deine Anandamaya Koshas stärkst:

Kennst du das Gefühl, dich vollkommen einer Sache hinzugeben, Raum und Zeit und dich selbst zu vergessen? Oft erleben wir das in dem sogenannten “Flow-State”. Wenn Anandamaya Kosha außer Balance gerät, schaffst du es nicht mehr, aus deiner Innenperspektive herauszuschlüpfen. Du spürst keine Verbindung zu deiner Umgebung, anderen Menschen und es fällt dir schwer, die Welt als großes Ganzes wahrzunehmen. Anandamaya Kosha stärkst du, indem du den Zustand von Samadhi (Erfahrung vom Einssein) ausübst. 

Was zunächst unmöglich klingt, wird durch das Yoga Sutra mit seiner schrittweisen Anleitung auf dem achtgliedrigen Pfad greifbar: 

  1. Yama = Umgang mit der Umwelt und Anderen (zwischenmenschliches Verhalten)
  2. Niyama = Umgang mit sich selbst (Innere Einstellungen)
  3. Asana = Die physischen Körperübungen im Yoga
  4. Pranayama = Regulierung der Lebensenergie (Prana) durch Atemübungen 
  5. Pratyahara = Das Zurückziehen deiner Sinne aus der äußeren Welt, um nach innen zu schauen.
  6. Dharana = Konzentration, um den Geist zu fokussieren.
  7. Dhyana = Meditation, um die Tiefe deines Bewusstseins zu erkunden. 
  8. Samadhi = Geistige Einheit und vollkommene Erkenntnis (Erleuchtung)

Wie du Freude und Glück in den Alltag integrieren kannst:

Du kennst bestimmt das Gefühl, wenn Glück weit entfernt ist und du dich einfach nach einem klaren Ausweg sehnst. Hier ist die gute Nachricht: Du kannst Freude und Glückseligkeit wieder in dein Leben integrieren, indem du Achtsamkeit und Selbst-bewusstsein praktizierst. 

Probier’s mal damit:

  • Anstatt dich das nächste Mal über den Stau vor dir zu ärgern,  nutze die Zeit, um bewusst zu atmen und einen Moment der Ruhe zu finden. Du erkennst, dass du nicht gegen den Verkehr ankämpfen kannst, also nutzt du die Gelegenheit, um bei dir selbst anzukommen.
  • Integriere bei deinem nächsten Spaziergang alle deine fünf Sinne bewusst: Nimm wahr, was du riechen, fühlen, sehen, schmecken und hören kannst und beschreibe deine Wahrnehmungen so genau wie möglich in deinem Kopf oder einer anderen Person.

Wusstest du, dass dankbare Menschen um 25% glücklicher sind? Schreibe jeden Tag drei Dinge auf, für die du an diesem Tag dankbar bist und du wirst merken, wie es deinen Tag positiv beeinflussen wird.

Fazit

Es ist wichtig zu erkennen, dass diese Konzepte nicht nur abstrakte Ideen aus der yogischen Lehre sind, sondern wirkliche Auswirkungen auf unser tägliches Leben haben können. Wenn du ein tieferes Verständnis für deine Koshas entwickelst, lernst du dich gleichzeitig selbst besser kennen und kannst aktiv deine Reaktionen auf die Welt um dich herum gestalten. Der achtgliedrige Pfad des Yoga Sutra zeigt dir, dass Yoga nicht nur die Praxis auf der Matte ist, sondern in jedem Moment deines Lebens integriert werden kann. So kannst du mit einer einfachen Pranayama Übung deine Grübeleien ganz schnell stoppen und dir zu einem friedlichen Lächeln verhelfen.

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