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Die 5 Niyamas: Bedeutung & Tipps zum besseren Selbstumgang

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Die 5 Niyamas: Bedeutung & Tipps zum besseren Selbstumgang

Die Yamas und Niyamas bilden die Grundpfeiler der Yoga-Philosophie und repräsentieren die ersten beiden Stufen des achtgliedrigen Pfades nach Patanjali. Yamas und Niyamas sind moralische und ethische Leitlinien, die Yogis helfen, ihr Leben bewusst zu gestalten. Während Yamas die erste Stufe repräsentieren und uns Empfehlungen für den achtsamen Umgang mit anderen und der Welt um uns herum geben, bilden die 5 Niyamas die zweite Stufe des achtgliedrigen Pfades. Niyamas konzentrieren sich auf die persönliche Ethik und den respektvollen Umgang mit dir selbst.

Was ist der achtgliedrige Pfad nach Patanjali?

Der alte Yogi Patanjali gilt als Verfasser des bekannten Yogasutras, wobei das Wort „Sutra“ aus dem Sanskrit stammt und als „Leitfaden“ übersetzt werden kann.

In diesem Werk beschreibt Patanjali acht Glieder des Yoga, die es zu meistern gilt:

  1. Yamas – der Umgang mit der Umwelt und Mitmenschen
  2. Niyamas – der Umgang mit uns selbst
  3. Asanas – der Umgang mit dem Körper
  4. Pranayama – der Umgang mit dem Atem
  5. Pratyahara – der Umgang mit den Sinnen
  6. Dharana – der Umgang mit dem Geist/Konzentration
  7. Dhyana – Meditation
  8. Samadhi – innere Freiheit

Wenn du mehr über den achtgliedrigen Pfad nach Patanjali erfahren möchtest, dann schau unbedingt bei unserem separaten Blogartikel zu diesem Thema vorbei!

Was zählt zu den Niyamas?

Im Gegensatz zu den Yamas, die den Umgang mit der Umwelt und den Mitmenschen beschreiben, geben die Niyamas Verhaltensempfehlungen für den Umgang mit sich selbst. Laut Patanajli gibt es insgesamt 5 Niyamas, die die zweite Stufe des achtgliedrigen Pfades bilden:

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Saucha (Reinheit)

Saucha beschreibt die Reinheit auf allen Ebenen – physisch, mental und emotional. Ein gesunder Körper ist die Grundlage für ein ausgewogenes und erfülltes Leben, daher strebt Saucha nach Klarheit und Reinheit, um ein Gleichgewicht zwischen Körper, Geist und Seele zu schaffen.

Neben verschiedenen Reinigungspraktiken kann Saucha durch Bewegung (Asana-Praxis), Atemübungen (Pranayama) und ausgewogene Ernährung (bspw. yogische Ernährung) erreicht werden.

Santosha (Zufriedenheit)

Bei diesem Niyama geht es um die Wertschätzung demgegenüber, was wir bereits haben. Sein Leben in allen Aspekten so zu akzeptieren, wie es ist und darin die Zufriedenheit zu finden. Wir leben in einer Welt, in der wir nie genug haben können, immer noch mehr leisten könnten und mehr haben müssen. Santosha stellt hierzu die Alternative dar, denn wie Patanjali im Yogasutra beschriebt: „Aus der Zufriedenheit erwächst höchstes Glück.“

Letztendlich geht es darum Dankbarkeit zu kultivieren und sich über das zu freuen, was bereits vorhanden ist, anstatt immerzu nach Befriedigungen im Außen zu suchen.

Tapas (Selbstdisziplin)

Tapas meint mit Hilfe von Hingabe, Durchhaltevermögen und bewusster Anstrengung seine Ziele zu erreichen. Dieses Niyama fordert dazu auf, die eigenen Lebensführung bewusst zu gestalten und somit positive Veränderungen auf physischer, mentaler und spiritueller Ebene herbeizuführen. Mit Hilfe von Tapas kannst du Herausforderungen leichter überwinden und entwickelst deine persönliche Willenskraft und Stärke.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Tapas nicht bedeutet, sich zwanghaft zu quälen. Es geht vielmehr darum, eine ausgewogene Anstrengung aufrechtzuerhalten, ohne in extremes Verhalten zu verfallen. Die Kunst besteht darin, Anstrengung zu zeigen, ohne sich zu überfordern.

Svadhyaya (Selbststudium)

Svadhyaya ermutigt dazu, sich selbst zu hinterfragen, zu verstehen und zu akzeptieren. Durch regelmäßige Selbstreflexion entwickelst du ein tiefes Verständnis für deine Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen. In einer noch nie so schnelllebigen Zeit, in der uns ständig suggeriert wird, dass wir mehr brauchen, um wirklich glücklich zu sein, ist Selbst-Bewusstsein vielleicht nie wichtiger gewesen.

Mit dem Niyama Svadhyaya wird das lebenslange Lernen gefördert. Es hilft uns, neue Ideen und Perspektiven zu entwickeln und uns somit stetig weiter zu ent-wickeln.

Ishvara Pranidhana (Hingabe)

Ishvara Pranidhana – das Vertrauen in eine höhere Kraft. Ishvara Pranidhana bedeutet, sich einfach dem Leben hinzugeben, ohne es zu sehr kontrollieren zu wollen. Es geht darum, Vertrauen in den natürlichen Lauf der Dinge zu haben und sich bewusst dafür zu öffnen. Dieses Prinzip ermutigt dazu, sich mit allem verbunden zu fühlen und eine bescheidene Haltung gegenüber den unberechenbaren Seiten des Lebens einzunehmen.

Die 5 Niyamas im Alltag anwenden

Die fünf Niyamas erscheinen dir für den Anfang vielleicht sehr umfassend und schwer im Alltag umzusetzen, daher haben wir dir einen kurzen Überblick über die Niyamas im Alltag zusammengetragen:

  1. Reinheit (Saucha)
  • Physische Reinheit: Achte auf deine persönliche Hygiene und Sauberkeit
  • Umwelt: Halte deine Umgebung ordentlich und sauber
  • Ernährung: Achte auf eine ausgewogene Ernährung
  1. Zufriedenheit (Santosha)
  • Dankbarkeit: Integriere bewusste Momente der Dankbarkeit in deinen Alltag
  • Akzeptanz: Versuche mit deiner gegenwärtigen Situation Frieden zu finden
  • Achtsamkeit: Nimm die kleinen Freuden des Lebens wahr und genieße das Hier und Jetzt.
  1. Selbstbeherrschung (Tapas)
  • Routine: Schaffe eine regelmäßige Tagesroutine, an die du dich hältst
  • Ziele: Setzt dir klare Ziele, die du verfolgen willst
  • Bewusste Entscheidungen: Übe Selbstbeherrschung bei Entscheidungen, insbesondere in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden.
  1. Selbststudium (Svadhyaya)
  • Reflexionstagebuch: Reflektiere regelmäßig deine Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen. (Hier geht’s zu unserem Tagebuch zur Selbstreflexion)
  • Lesen und Lernen: Nimm dir Zeit inspirierende Bücher zu lesen und dich so weiterzuentwickeln.
  1. Hingabe (Ishvara Pranidhana)
  • Grundvertrauen entwickeln: Alles passiert aus einem Grund und es passiert für dich! Versuche dem Leben zu vertrauen und das Gute zu erkennen!
  • Loslassen: Lerne, Dinge loszulassen, die nicht in deiner Kontrolle liegen
  • Dankbarkeit praktizieren: Erkenne die größeren Kräfte des Lebens und praktiziere Dankbarkeit.

Tipps zur Umsetzung der Niyamas

Kleine Schritte für große Veränderungen: Versuche nicht alle Niyamas von dem einen auf den anderen Tag umsetzten zu wollen. Beginne mit kleinen Veränderungen und setzte dir realistische Ziele. Wenn du eine „neue Gewohnheit“ integriert hast, beginnst du mit der nächsten. Feiere kleine Erfolge und erinnere dich immer wieder, warum du tust, was du tust.

Unterstützung: Umgib dich mit Menschen, die dich inspirieren und tausche dich aus. Unterstützt euch gegenseitig dabei, euch weiterzuentwickeln und gemeinsam einen Schritt nach vorne zu machen. Die gegenseitige Unterstützung fördert ein Gefühl der Verbundenheit und stärkt die Motivation, bewusstere Lebensgewohnheiten zu entwickeln.

Reflexion: Mithilfe von regelmäßiger Selbstreflexion kannst du überprüfen ob und wie gut du die Niyamas in deinen Alltag integrierst. Sei dabei kompromisslos ehrlich zu dir selbst und erkenne in welchen Bereichen du dich vielleicht noch verbessern möchtest.

Herausforderungen bei der Umsetzung der Niyamas im Alltag

Die fünf Niyamas im Alltag umzusetzen ist nicht immer leicht und kann mit verschiedenen Herausforderungen verbunden sein.

Zunächst ist es wichtig auch mal die Komfortzone zu verlassen, denn nur so können alte Gewohnheiten erkannt und neue, bewusstere Gewohnheiten etabliert werden. Um eine Gewohnheit langfristig zu integrieren, musst du außerdem dabei bleiben und über einen längeren Zeitraum kontinuierlich daran arbeiten. Dabei ist die größte Herausforderung unser Alltagsstress und häufig hektischer Lebensstil, der dazu oftmals dazu führt, uns selbst zu vernachlässigen.

In die Vergangenheit zurückzublicken und festzustellen, dass bestimmte Verhaltensweisen möglicherweise nicht optimal waren, kann zweifellos eine unangenehme Erfahrung sein. Der Umgang mit solchen Erkenntnissen erfordert eine gewisse Fähigkeit zur Akzeptanz und Selbstreflexion. Die Auseinandersetzung mit vergangenen Situationen ermöglicht es, aus Fehlern zu lernen und persönliches Wachstum zu fördern. Es ist jedoch entscheidend zu verstehen, dass Selbstreflexion allein nicht ausreicht; sie gewinnt erst dann an Bedeutung, wenn sie zu konkreten Veränderungen führt.

Fazit

Die Niyamas in das eigene Leben zu integrieren ist eine lange Reise, die mal leichter und mal schwerer verläuft. Jedes Niyama hat seinen ganz eigenen Zweck und alle gemeinsam verhelfen dir Stück für Stück zu einem bewussten Leben.

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